Die Nukleardebatte
Der Beitrag zeigt die Genfer Ausstellung «Atome für den Frieden» aus dem Jahr 1955. Mehrere...
Einläutung des Schweizer Atomzeitalters
Bundesrat Max Petitpierre, der Physiker Paul Scherrer und Walter E. Boveri,...
Der atomare Versuchsreaktor in Lucens
Portrait der Baustelle des Versuchsreaktors in Lucens 1962. Der Traum eines eigenen schweizerischen...
Airolo: Nein zu radioaktiven Abfällen
Welche Gegenden der Schweiz eignen sich für die Lagerung radioaktiver Abfälle? 1976 laden die...
Proteste und Besetzungsaktionen gegen das Atomkraftwerk Gösgen
Gegen 6'000 Demonstrierende blockieren die drei Zufahrtsstrassen zum Baugelände des Atomkraftwerks...
In Kaiseraugst demonstrieren 20'000 Atomkraftgegner friedlich für den Verzicht auf das geplante...
Laut Studien beläuft sich die Wahrscheinlichkeit eines atomaren Zwischenfalls in einem AKW auf...
Anfangs der 1960er-Jahre wird ernsthaft die Bewaffnung der Schweiz mit Atombomben in Betracht...
Neue Atomkraftwerke für die Schweiz
Ein Grossteil des schweizerischen Atomstroms wird zwischen den aargauischen Gemeinden Leibstadt und...
Proteste gegen Castor-Transport
Der Castor-Transport bringt erneut Atommüll quer durch Deutschland ins Zwischenlager Gorleben....
Können die neuen erneuerbaren Energien (Wind, Sonne, Biomasse und Erdwärme) die Kernenergie...
Kontext
Bereits vor und während des 2. Weltkriegs beschäftigen sich schweizerische Atomphysiker wie Paul Scherrer mit der militärischen und zivilen Nutzung der Atomenergie. 1945 setzt das Eidgenössische Militärdepartement eine Studienkommission zur Frage der Atombewaffnung ein. In den Fünfziger Jahren beschafft der Bund unter grösster Geheimhaltung Uran zu Forschungszwecken. Die Erwägungen der Armeespitze, angesichts der sowjetischen Bedrohung die Atombewaffnung der Schweiz anzustreben, führen Anfang der Sechziger Jahre zu erstem öffentlichen Widerstand und zum Entstehen der Antiatombewegung, welche in den Volksinitiativen für ein Atomverbot und die Mitsprache des Volkes bei der Atombewaffnung gipfelt. Obwohl beide Initiativen abgelehnt werden, gibt der Bundesrat Mitte der 1960er Jahre unter Eindruck der vielversprechenden internationalen Verhandlungen über ein Atomteststoppabkommen und den Atomsperrvertrag der Nichtverbreitung von Atomwaffen den Vorzug.
In Würenlingen betreibt die 1955 gegründete «Reaktor AG» (1960 in das Eidg. Institut für Reaktorforschung überführt, seit 1988 Paul Scherrer Institut) einen Forschungsreaktor und 1968 geht in Lucens ein Versuchsreaktor der nationalen Gesellschaft zur Förderung der industriellen Atomtechnik in Betrieb. Der Reaktor in Lucens wird ein Jahr später durch das Durchschmelzen der Kernbrennstäbe zerstört, während der Traum eines selbst entwickelten Reaktors in Würenlingen aus Kostengründen scheitert.
Angesichts der vorhandenen Wasserkraft befasst sich die schweizerische Elektrizitätswirtschaft spät mit der Atomkraft. Erst 1964 beginnt die Planung für Atomkraftwerke, 1969 geht in Beznau der erste Druckwasserreaktor ans Netz.
Ende der Sechziger Jahre bildet sich auch gegen die zivile Nutzung der Atomkraft eine zunehmende Opposition, die gewaltfreie Aktion Kaiseraugst (GAK) organisiert 1973 die ersten Besetzungen auf dem Projektgelände. Auch gegen die geplante Lagerung radioaktiver Abfälle formiert sich in den betroffenen Gebieten teilweise heftiger Widerstand. Unter dem Eindruck des Reaktor-Unfalls von Tschernobyl 1986 werden 1990 der Ausstieg aus der Atomenergie knapp abgelehnt, ein zehnjähriges Moratorium für den Bau von Atomkraftwerken hingegen angenommen.
Nach den jüngsten Ereignissen in Fukushima wird die Atomenergie gegenwärtig breit diskutiert – und kontroverser denn je. Die Debatten, die es seit Ende der 70er-Jahre gibt, drehen sich um Ausstiegszenarien, Versorgungssicherheit und die Frage der ungelösten Lagerung atomarer Abfälle.